Fütterung Pferde

Am wichtigsten: Das Heu

Pferde kommen ursprünglich aus der Steppe, wo sie fast den ganzen Tag (bis zu 18 Stunden) damit beschäftigt sind

überständiges (hoch gewachsenes, langstängeliges, oft schon braunes) Gras, durchsetzt mit vielen Kräutern, zu

fressen. Dies tun sie unter langsamer, kontinuierlicher Schrittbewegung. Schaut man sich die Herkunftsländer der

verschiedenen Rassen (z.B. Isländer, Spanier) an, fragt man sich oft, wovon diese großen Wesen überhaupt leben,

da die Steppen nur sehr karg bewachsen sind.

Nun zurück in Deutschland:

Fette, grüne, saftige Wiesen, hauptsächlich bestehend aus hochgezüchteten (zuckerhaltigen) Gräsern, um

Hochleistungs-Milchvieh oder Schlachtvieh zu ernähren. Stark besiedelt mit Löwenzahn und Spitzwegerich, sonst

kaum ein Pflänzchen, welches man als Kräuter bezeichnen könnte. Und oft stammt das Heu für unsere Pferde

genau von diesen Wiesen.

Artgerechtes Heu für Pferde sollte folgendermaßen aussehen:

Langes überständiges Heu aus kräuterreichen Wiesen vom ERSTEN! SCHNITT, möglichst spät (Juli/August) gemäht.

Der Schnitt sollte ca. 10 cm über dem Boden stattfinden, damit keine Erde in das Heu kommt. Zudem sollte das Heu

oft genug gewendet werden und dann trocken und nicht zu dicht gepresst / eingeholt werden, um

Schimmelbildung zu vermeiden.

Am besten wird Heu auf viele kleinere Heunetze verteilt, die möglichst weit vom Trinkwasser entfernt sind, um den

natürlichen Bewegungsdrang des Pferdes zu unterstützen. Fresspausen dürfen nie länger als 4 Stunden sein. Pferde

brauchen für einen gesunden Magen-Darmtrakt eine ständige Futterzufuhr, da der 2-geteilte Magen ständig Säure

produziert. Kommt kein Futter in den Magen, gelangt die Magensäure in den Eingangsbereich des Magens. Die

Schleimhaut dort ist sehr dünn und empfindlich, es entstehen Magengeschwüre.

Außerdem frisst das Pferd bei der nächsten Futteraufnahme durch seinen Hunger viel zu hastig. Es wird zu wenig

Speichel produziert und die Magensäure zu wenig neutralisiert. Der zu saure Mageninhalt gelangt jetzt in den

Dünndarm, der durch die Sekrete der Bauchspeicheldrüse ein basisches Milieu hat. Geschieht es zu oft, dass ein zu

saurer Mageninhalt in den Dünndarm gelangt, wird dieser porös und löchrig (Leaky-Gut-Syndrom). Die aus dem

Verdauungsbrei aufgenommene Flüssigkeit strömt zurück in den Darm, es kommt zu sichtbarem Kotwasser.

Dies ist auch der Hauptgrund, warum Heulage/Silage keine geeigneten Pferdefutter sind!

Durch den Silier- (Gär-)prozess ist dieses Futter so sauer, dass es mit der Zeit einen löchrigen Dünndarm

verursachen wird.

Des Weiteren beinhalten diese Futtermittel durch den Gärprozess sehr viele Milchsäurebakterien, die so nicht im

Pferdedarm vorkommen. Diese verursachen einen völligen Zusammenbruch der natürlichen Darmflora, was sehr

viele Krankheitsbilder nach sich zieht: KPU, Koliken, Hufrehe, EMS, Insulinresistenz (Diabetes Typ 2), PseudoCushing, usw.

Stroh

Stroh ist sehr holzig und Lignin-haltig. Lignin braucht das Pferd zur Unterstützung der Darmflora. Stroh kann in

kleinen Mengen mit angeboten werden. Dabei sollte auf eine gute, staubarme Qualität geachtet werden. Am

besten eignet sich Haferstroh.

Kräuter

Da es sehr schwierig geworden ist an kräuterreiches Heu zu kommen, macht eine Zufütterung mit verschiedenen

Kräutern Sinn. Diese können auch je nach dem Herkunftsland der unterschiedlichen Rassen (Isländer, Spanier,

Norweger, usw.) gegeben werden. Oft können sich Pferde die Kräuter gut selber einteilen, da sie selektive Fresser sind. Hier können sog. Kräuter-Bars im Stall eingerichtet werden. Wichtig ist, die gleichen Kräuter nie länger als 8-

12 Wochen zu füttern, da sich sonst ein Medikamentenbild einstellten kann.

Salze/Mineralfutter

Pferde brauchen zur Mineralstoffversorgung auch Salz. Hier eignen sich am besten naturbelassene, gebrochene

und unbehandelte Salz Lecksteine.

Mineralfutter sollte ebenfalls angeboten werden. Dieses sollte nicht gesüßt sein, (Achtung! Es gibt sehr viele

verschiedene Bezeichnungen für Zucker: Fructose, Maltose, Si) damit das Pferd als selektiver Fresser selbst

entscheiden kann, ob es das Futter gerade braucht und es nicht einfach frisst, weil es süß ist.

Holz

Pferde brauchen sowohl für den Zahnabrieb, als auch für ihr Verdauungssystem Holz zum Knabbern. Sind keine

Äste vorhanden, wird auch gerne mal der Stall hergenommen. Zum Abnagen geeignet ist das Holz aller möglichen

ungiftigen Bäume wie Buche, Birke und Obstbäume. Gerne werden auch Äste mit frischem oder älterem Laub

genommen.

Erde

Bei so manch einem Spaziergang im Wald können wir bei Pferden beobachten, wie sie genüsslich in den Boden

beißen und ein Stückchen Erde zu sich nehmen. Davon wird meist mehr als die Hälfte wieder ausgespuckt und nur

ein ganz bestimmter Teil im Maul behalten. Dies geschieht oft in der Nähe von schon länger verrottenden Bäumen.

Dabei werden vermutlich hunderte verschiedene, dem Darm zuträgliche Mikroorganismen mit aufgenommen,

neben den Mineralstoffen.

Kraftfutter

Der Energiebedarf eines Pferdes wird eigentlich durch eine ausreichende Heufütterung mehr als gedeckt. Ein

sogenanntes “Kraftfutter“ sollte wirklich nur gefüttert werden, wenn die Pferde körperlich sehr hart arbeiten. Das

heißt, wenn sie mindestens eine Stunde durchgehend im Trab/Galopp gearbeitet werden, lange Distanzritte gehen,

im Leistungssport sind, oder noch als Arbeitspferde (z.B. beim Holzrücken) gehalten werden. Auch hier empfiehlt es

sich möglichst natürlich zu bleiben. Als Futter-Getreide eignen sich gequetschte Gerste und UNgequetschter Hafer.

Möchte man auf Getreide verzichten, eignen sich Esparsette- oder Luzernecobs ganz gut. Diese beiden

altbewährten Futterpflanzen haben einen hohen Nährwert und liefern ausreichend Energie für Leistungspferde.

Aber auch ältere, schlechter im Futter stehende Pferde profitieren sehr von der eiweißreichen Kost. Gepaart mit

einem sinnvollen Intervall-Training legen sie wieder an Muskelmasse zu.

Müslis

Die meisten Pferde-Müslis sind durchsetzt mit Zucker, der in allen möglichen Formen deklariert wird (Glukose,

Apfeltrester, Isoglycin, Maltose, usw.). Oft findet man auch thermisch verändertes Getreide (gepufft, geflockt, oder

geschrotet) in den Futtersäcken, welches vom Pferd nicht mehr richtig verstoffwechselt werden kann. Zur OptikVerbesserung sind meist noch ein paar Kräuter-Blüten beigemischt. Vorsicht, hier kann es bei längerer Fütterung

ein und derselben Sorte Kräuter zu einem Medikamentenbild kommen.

Den meisten Pferdemüslis wird noch Öl hinzugefügt, meist Leinöl. Das verschönert die Energiebilanz und soll die

essentiellen Fettsäuren liefern, die Pferde so dringend brauchen. Das ist jedoch ebenfalls eher mit Vorsicht zu

genießen, denn die Ölsäuren oxidieren sehr schnell und werden ranzig. Zusammen mit dem zugesetzten Zucker

sind sie dann der ideale Nährboden für Schimmelpilze aller Art. Der Pflanzenöl-Bedarf des Pferdes wird durch eine

Heu- und naturbelassene Getreidefütterung mehr als gedeckt. Ein Zusatz von Ölen jeder Art ist von daher eigentlich

nicht nötig.

Brot

Brot eignet sich nicht zur Fütterung von Pferden, auch nicht als Leckerli. Die Thermisch veränderten Getreidemehle

und Backtriebmittel belasten den Stoffwechsel des Pferdes enorm. Es kommt zu Fehlgärungen, die das Pferd

schwer kompensieren kann.

Pferde-Müslis sind wie „Fast-Food“ für Menschen

Sie sind für die Besitzer gemacht, weil sie gut aussehen, gut riechen und der Besitzer meint, er könne mit einer

Schippe aus der Tüte bequem und einfach den Nährstoffbedarf seines Pferdes komplett abdecken. Auf den

Beipackzetteln wird für die Berechnung der Futterrationen meist nur der Mindestbedarf an Heu für ein Pferd

angegeben. Der restliche Energie- und Nährstoffbedarf soll dann über den Tüteninhalt ausgeglichen werden. In der

Theorie der reinen Laborwerte mag das wohl stimmen. In der Praxis der Verstoffwechselung des Pferdes sieht das

alles jedoch ganz anders aus. Da schaden die thermisch behandelten, mit Zucker angereicherten und synthetischen

Zusatzstoffen überfrachteten Inhaltsstoffe mehr, als sie dem Pferd in einer artgerechten Weise nützen würden.

Fazit

Die artgerechteste Fütterung ist die Verwendung möglichst naturbelassener Futtermittel. Ausreichend Heu als

Raufutter-Grundlage, Kräuter zur Ergänzung. Zusätzlich einen naturbelassenen Salzleckstein und ein melassefreies

Mineralfutter, OHNE synthetische Zusätze. Das deckt zuerst einmal den Energie-Grundbedarf des Pferdes und

reicht sogar noch für leichte Bewegungseinheiten locker aus. Erst bei wirklich erhöhtem Energiebedarf, wie

Distanz- und Turniersport sollte man über eine Zufütterung von „Kraftfutter“ nachdenken. Auch hier gilt: Die

naturbelassenen Dinge (Getreide, Futterpflanzen) kann das Pferd am besten verwerten! So kann man sicher sein,

dass man alles getan hat um Stoffwechsel-Probleme zu vermeiden.

Wichtig zu wissen

Fütterung ist ein sehr individuelles Thema und kann von Tier zu Tier unterschiedlich sein. Bei weiteren Fragen zur

Fütterung oder Problemen von Vierbeinern stehen wir gerne unterstützend zur Seite.